Das Gerücht

Es brennt in der Gerüchteküche, und zwar lichterloh! Schon seit einigen Wochen tröpfelt die Information durch, dass wir nah dran sind an einer Entscheidung. Und zwar so nah, wie ein Macbook Air slim ist. Worum es geht? Um eine Lösung für unsere aktuell etwas beengte Bürosituation, über die ich hier ja schon in diesem Blog berichtet habe. Denn auch wir sitzen teilweise so eng aneinander, da passt schon kaum noch ein Blatt Papier dazwischen (geschweige denn ein Macbook Air!).

Der Optionen gibt es anscheinend einige… Man hört von Villen im Landhausstil, Wohnanlagen mit Pool oder auch einfach nur einer Erweiterung der bestehenden Räumlichkeiten. Letzteres würde bedeuten, dass wir die Mieter nebenan rausekeln müssten. Was für uns natürlich ein Klacks wäre. Mir würden da spontan einige Maßnahmen einfallen, die sicherlich nicht nur einen wahnsinnig hohen Wiedererkennungswert hätten, sondern sicherlich unsere Botschaft optimal mit dem entsprechenden (Werbe-)Druck transportieren würden. Aber neiiiin, so was würden wir nie tun. Wir sind ein friedliches Völkchen – Diplomatie und Verhandlung, das ist unser Weg zum Ziel. Wie formulierte es ein Kunde kürzlich? “Erfolg durch Werte!”

Oh Gerücht, du Quell’ der Inspiration.

Was sich mal wieder beobachten lässt: Gerüchte sind eine höchst ökonomische Form der Kommunikation. Mit keinem anderen Medium lassen sich Nachrichten schneller verbreiten. Und dann ist es auch noch so günstig, denn der finanzielle Aufwand tendiert gegen Null. Das einzige Problem ist, dass sich Gerüchte ziemlich unkontrolliert ausbreiten und sich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr stoppen lassen. Mich zum Beispiel haben die ganzen Gerüchte schon zur kreativen Hochform auflaufen lassen. Wenn ich morgens die zehn Kilometer mit dem Rad nach Hürth strample, hab ich bei Ankunft necom den perfekten Bürositz bereits en détail ausgemalt:

Ab August sehe ich mich im 600-qm-Penthouse in der Kölner Südstadt – renovierter Altbau, versteht sich von selbst. Die nächste U-Bahn ist maximal 300m entfernt und in der kostenlosen Tiefgarage haben mindestens 50 Autos Platz. Natürlich ist das Dach begrünt. Nachdem ich dann dort oben auf der Joggingstrecke mit der Sporty-Spice-Kollegin meine Runden gedreht hab, kann ich mich in dem kleinen, künstlichen See mit Whirlpool-Funktion kurz ausruhen und hole mir eine Fassbrause aus dem Kühlschrank, bevor ich mich an meinen Schreibtisch mit Domblick setze. Zum Glück haben wir dort auch einen Hubschrauberlandeplatz, sodass Daniel, unser Geschäftsführer, dann praktischerweise gleich mit dem Helikopter kommt. Das reduziert nicht nur seine Pendelzeit deutlich, sondern auch die der übrigen Mitarbeiter, die der Heli-Shuttle aus den entlegensten Winkeln einsammelt. Statt eines Kickertisches haben wir außerdem eine richtige Kicker-Arena mit Tribüne drum herum. Und es gibt einen Sozialraum mit Sofas, die mich in der Mittagspause verschlucken. Dazu gibt es…

…oh Gerücht, wie schade, dass du so wenig mit der Wirklichkeit gemein hast. Damit eignest du dich irgendwie so gar nicht als Kommunikationsmaßnahme.