The Show must go on

Die Präsentation ist ja quasi die Schlüsselkompetenz in der Werbung. Schließlich besteht unsere Dienstleistung aus nichts anderem, als Produkte oder Dienstleistungen, Unternehmen von groß bis klein dem Kunden, Klienten, Verbraucher oder solchen, die es werden sollen oder wollen, zu präsentieren. Das – je nachdem – möglichst schön, angenehm, neugierig machend, aufregend, lustig und abwechslungsreich. Aber all zu weit weg von der Realität darf Werbung auch nicht sein, denn dann wird aus dem Produkt, Unternehmen etc. ja bloß eine Mogelpackung und das fällt früher oder später auf.

Präsentationen sind allerdings für Werbeagenturen auch aus einer anderen Sichtweise existenziell – schließlich präsentieren wir genauso unsere Arbeit, also unsere Ideen und Konzepte dazu, wie wir unsere Auftraggeber präsentieren wollen. Momentan haben wir ziemlich viele davon. Dann stolpere ich von einem wichtigen Pitch in eine englischsprachige Präsentation und dann direkt in einen 7-stündigen Kundenworkshop. Das macht ziemlich viel Spaß, ist aber auch mit einem ordentlichen Adrenalinspiegel verbunden. Jedes Mal wenn ich das Laptop anschließe, bete ich, dass die Technik mitmacht. (Das tue ich übrigens sonst nie – nur zur Verdeutlichung der Ausnahmesituation. )

Im Idealfall, der sich glücklicherweise mit dem Normalfall deckt, lüppt die Technik wie am Schnürchen. Aber damit ist es längst nicht getan. König Kunde müssen die Inhalte gefallen, genauso wie die Vortragsweise. Manchmal hat man bei der Generalprobe am Küchentisch in der Nacht vorher einen Effekt eingebaut, dessen Grottigkeit einem erst im kreischenden Halogenlicht während der Präsentation ins Auge springt. Dann heißt es Contenance wahren und es irgendwie zum „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ schaffen.

So eine Präsentation birgt jedes Mal neue, völlig unbekannte Gefahren. Das Dumme ist – man wird irgendwie nie zum Profi. Selbst beim 74. Mal trifft etwas Unvorhersehbares ein. Darum bin ich danach auch jedes Mal komplett geschlaucht; beim letzten Mal so sehr, dass ich satte 6 Ausfahrten in die falsche Richtung gefahren bin.

Aber irgendwie hat auch das etwas Gutes, denn es bedeutet ja schließlich, dass man nicht zu einer Präsentationsmaschine wird, die Schrauben, Gesichtsmasken, Flusskreuzfahrten oder Finanzdienstleistungen gleichermaßen präsentiert. Man reagiert halt auf die Anwesenden und die Stimmung im Raum. Dadurch ist keine Präsentation wie die andere. Und wenn einem ein Wort mal nicht einfällt oder man hektisch über eine Folie springt, dann ist das eben auch die menschliche Realität. So bleiben wir Berater mit Fachkompetenz, werden aber nicht zu Mogelpackungen.