Whamologie

Machen wir es kurz und schmerzlos: Der Blog fällt diesen Monat aus. Ganz einfach. Das ist bereits beschlossene Sache. Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur – tun aber im Grunde nichts zur Sache. Außerdem liegen Sie auf der Hand, die Gründe. Denn was könnte im November schon Berichtenswertes geschehen sein? Ein grauer Monat üblicherweise. Das letzte Aufbäumen vor der Wintersonnenwende – oder wer es mag: Weihnachten, Hanukkah oder Kwanzaa.

Sehen Sie? Das muss zum Beispiel dringend gegoogelt werden. Wer weiß schon Genaueres über Hanukkah? Oder Details über Kwanzaa. Ich auch nicht. Sollte man aber – ich finde das gehört sich so. Genau wie gelegentliche Auslandsreisen. Ich persönlich schwöre jetzt nicht wahnsinnig darauf, habe mir aber erklären lassen, dass das Kennenlernen fremder Kulturen den eigenen Horizont enorm erweitern kann. Es kann auch zu panischer Angst vor Softeis führen. Muss aber nicht. Patrick zum Beispiel schwört auf Reisen und war erst unlängst genau aus diesem Grund in der Schweiz. Mit Frau und Tochter, versteht sich. Dabei hat sich dann tatsächlich etwas geradezu Unglaubliches zugetragen. Und das ist alles wirklich wahr – daran dürfen sie keinen Zweifel lassen, wenn Sie diese Geschichte gleich hören.

Es ist wirklich unfassbar.

Die Geschichte beginnt hier: Patrick hat da ein gewisses Flair in unseren Laden gebracht. Was das genau heißt, vermag selbst ich nicht in Worte zu fassen. Das ist etwas, das man spüren muss, um es nachempfinden zu können. Vielleicht hilft folgendes: Seit über einem Jahr läuft jeden verdammten Tag mindestens einmal „Last Christmas“ in der Agentur. Auch im Sommer. Jeden Tag. Es besteht zudem relativ wenig Wahrscheinlichkeit, sich diesem Zauber entziehen zu können. Denn spätestens, wenn diese Welle Jenny erreicht hat – und das tut sie in schöner und präziser Regelmäßigkeit – entsteht ein Budenzauber, der nur Außenstehenden wie Voodoo vorkommt. In Wahrheit ist es noch viel mehr. Ein Kraftfeld himbeerartiger Gutartigkeit, das man mit der Sensorik fortgeschrittener Raumschiffe sicherlich wird messen können. Und egal, wie mies man drauf ist – dieses Kraftfeld zieht einen rein. Unaufhaltsam. Zorn, Verzweiflung oder Unsicherheit fallen einfach ab und da ist dann nur noch eins:

Wham!

Ich weiß, was Sie denken und Sie haben Recht. Macht das nicht auf Dauer wahnsinnig?
Ein Song, wie ein frisch geschlüpftes Hundebaby in hoher Dosierung auf die jungfräulich verruchten Seelen von einem Haufen Werbefuzzis? Oder wie immer Sie uns nennen. Früher hätte ich übrigens an dieser Stelle „uns necomer“ geschrieben, weil das irgendwie schick ist. Aber wir kennen uns jetzt ja schon besser und ich kann auf derartigen Zierrat verzichten. Kurzum: Ja und nein.

Vergessen Sie übrigens nicht, dass der Blog diesen Monat ausfällt. Sie können ihre Jacke anlassen. Kurz anlehnen reicht – es ist Anfang Dezember, nicht vergessen. Die Feierzeit kommt noch – dann gibt es auch reichlich zu erzählen. Jetzt wird noch gearbeitet.

Kurz noch zur Unfassbarkeit: Patrick fährt also zum Urlaub in die Schweiz. Und bei uns erschallt weiterhin jeden Tag mindestens einmal „Last Christmas“ – denn der Hohepriester des Pop will es so. Eben jener steigt indes in Slo-Mo aus seinem Auto. In der Schweiz. Denn er hat etwas erblickt, das unmöglich wahr sein kann. Hand in Hand mit seiner Frau steht er da. Da macht es plötzlich unweigerlich „WHAM“! Ich bin mir sicher, es war einer dieser Kubrick-Momente. Die Kamera zoomt rein, während die Brennweite aufzieht. Dann eine dieser Ballhaus 360 Grad Drehung um Patrick herum. Und dann wird es auch uns klar: Es ist das Chalet der Offenbarung. The holy Location. Ja genau. Teufelskerl Patrick ist per Zufall am Drehort des wohl legendärsten Weihnachtsvideos ever gelandet! Einfach so. WHAM!

Wirklich wahr.

Ja, da kann einem die Düse gehen. Da musste ich auch schlucken. Ich hätte vielleicht sogar geweint oder mich hysterisch schreiend auf den Boden geschmissen. Ich bin da leicht zu beeindrucken. Fragen sie nicht, was ich ´97 bei Lord of the Dance angefangen habe. Ich war noch wesentlich gelenkiger seinerzeit. Anderes Thema. Viel wichtiger: Ich bin mir absolut sicher, dass Patrick in diesem Moment im Vollbesitz all seiner Sinne gewesen ist. Wie Bruce Willis hat er aus einem Augenschlitz die Szenerie gemustert, Fluchtwege abgescannt und den Sachverhalt dann nüchtern neben aller Unwahrscheinlichkeit als dennoch absolut ungefährlich abgerogert.

Heftiger Satz. Muss man aber durch – das fördert die Lesestärke und das kann Gold wert sein in diesen Tagen. Das wird Ihnen das nächste Mal helfen, die richtige Anlageoption aus einem komplizierten Sparkassen-Dossier herauszufiltern. Und dann sind Sie reich. Gern geschehen.

Die Patrick Geschichte hört übrigens an diesem Punkt auf – aber das kann man ja auch erst mal verdauen. Passiert schließlich nicht jeden Tag. Überdies kann man sich freuen – wenn man Patrick mag – dass nicht zufällig in dem Schweizer Lokalradio, das im Auto lief, ein humoriger Eidgenossen-DJ die abwegige Idee hatte, „Last Christmas“ schon im November zu spielen. Denn das wäre auch für Patrick zu viel gewesen. Sein Verstand hätte sich mit einer Lebensration Himbeerlutscher in den hintersten Winkel seines Kopfes geflüchtet und wäre höchstwahrscheinlich nie wieder raus gekommen.

Ist aber nicht passiert. Und auch deshalb gibt es diesen Monat auch keinen Blog. Hatte ich ja gesagt. Nächsten Monat wieder. Zwischen den Tagen oder Anfang des Jahres – je nachdem. Sie wissen schon. Dann mit lustigen Bildern und Gossip von der Weihnachtsfeier. Ich erwarte mir da Einiges.

Jetzt weitermachen. Das Deck muss noch geschrubbt werden.

Und Tom trägt wieder Leggins.

Autor: Daniel Schreiber