Abwesenheitsnotiz

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist etwas schief gelaufen. Dann ist es wirklich passiert. „Der Jenny“ ist weg – wie Tom es so schön auf den Punkt brachte. Mutterschutz, oder wie immer die Bildungsbürger diesen Akt der Selbstsüchtigkeit nennen. Ich nenne es Fahnenflucht. Ehrlich. Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich frage mich auch ernsthaft, wie ich zukünftig diesen Blog stemmen soll. Jenny war immerhin Einpeitscher, Creative Director und Themenvorgeber. Sie hat sogar mittelmäßige Pointen in gute verwandelt. Einfach so.

Sehen Sie – keine Pointe hier.

Aus diesem Grund leiste ich mir auch diesen beispiellosen Akt der Insubordination und schreibe über Big J. – sie hätte sich das nämlich ausdrücklich verbeten und meinen Text abgelehnt. Aber man kann nicht alles haben. Entweder Kinder oder Kontrolle. Und man kann sich auch verdammt nochmal darüber freuen, dass man vermisst wird. Ist ja auch nicht selbstverständlich. Ich habe Kollegen schon für weniger verflucht. Viel weniger.

Echt ehrlich.

De facto gibt es jetzt also eine weitere jennylose Werbeagentur in Köln. Was das bedeutet, kann ich mir derzeit nicht in vollen Zügen ausmalen. Wir hatten ja bereits das Thema „Machtvakuum“ (http://www.necom.de/blog/heilbuttvorlage-im-widerstand/#more-933) – und die aktuellen Verwerfungen sind schwer abzuschätzen. Patrick ohne vernünftiges Korrektiv könnte sehr leicht ausarten – er hat ja schon jetzt komplett auf Crocks umgesattelt. Wenn zur Sommerzeit auch die Socken verschwinden, hat auch Tom keinen Grund mehr Hosen zu tragen. Man darf sich also Sorgen um Franzi machen – schließlich ist sie dem Treiben mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert. Bei Basti ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Die dunkle Seite ist sehr stark in ihm.

Sinnvollerweise ergreift eine diffuse Angst Besitz von mir.

Was Jennys Schwangerschaft betrifft, so dachte ich übrigens einige Zeit, dass dies nur ein Trick sei. Ziel dieser hinterlistigen Täuschung war es meiner Auffassung nach, sich  zukünftig verleugnen lassen zu können. Immerhin sehe ich als legitime Aufgabe eines Projektleiters an, mich zu unterhalten. Wie soll ich sonst auf Ideen kommen? Jenny kam dem trotz ihres immensen Pensums immer recht gut nach – begann aber in letzter Zeit an, trotz Anwesenheit nicht mehr ans Telefon zu gehen. Und jetzt geht  niemand mehr ran an der -24.

Schnüff.

Ich werde noch einige Stunden schweigend mein Telefon anstarren. Und dann rufe ich mal Tom an. Oder Tim. Das ist fast so gut wie Big J.  – nur weniger „coolio“. Aline macht auch einen guten Eindruck. Kann aber auch sein, dass ich ganz aussteige und Kung-Fu lerne. Oder Yoga. Weiß man nicht.

[Abspann ohne Musik]

Man sieht sich.

Autor: Daniel Schreiber